Das GGL-Jahr der Geschichten
Die Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern (GGL) weist einen reichen Schatz an Geschichte auf. Ihre Repräsentanten waren nicht nur gemeinnützig sondern auch politisch tätig und gaben mit ihrem Engagement den politischen Institutionen ihr Gepräge. 2015 öffnete die Gesellschaft ihren Tresor an Geschichten und veröffentlichte die Biografie des ersten Luzerner Bundesrates, Josef Martin Knüsel, der auch Präsident der GGL war. Nicht nur ihre eigenen Köpfe präsentierte die GGL 2015 der Öffentlichkeit. Sie veröffentlichte auch die ‹Kleine Geschichte der Stadt Luzern›. Dieses Buch, geschrieben von der Historikerin Beatrice Schumacher, ist das Geschenk der GGL an Jung und Alt aus Anlass ihres 200. Geburtstages. Eine Lücke wurde geschlossen, denn bisher fehlte eine leicht verständliche Geschichte zur Stadt, die auch analytisch und kritisch mit Luzern umgeht.[1]
Von der Aufgabe Geschichte zu erzählen
Wer die Gelegenheit hat mit Ehrenpräsident Franz Kurzmeyer im Sitzungszimmer der GGL an der Münzgasse zu weilen, wird früher oder später feststellen, dass sein Blick ab und zu auf die Galerie ehemaliger Präsidenten und Mitglieder der GGL schweift. Und wenn er dann feststellt, dass andere im Raum seinem Blick folgen, erleben sie anhand dieser 17 Porträtbilder die Geschichte Luzerns seit 1812 hautnah. In der Tat, die Gemeinnützige weist eine geschichtsträchtige Reihe ehemaliger Mitglieder und Präsidenten auf. Einer davon hat es Franz Kurzmeyer besonders angetan, einer, der im Laufe der Zeit den geschichtlichen Kenntnissen unserer Zeit fast entschwunden war. Jener der Präsidenten der GGL, der einmal der erste Luzerner im Bundesrat war … und nicht Josef Zemp hiess.
Vor dem Vergessen bewahren
War das mit ein Grund, dass der GGL-Vorstand noch zu Franz Kurzmeyers Präsidialzeit entschied, mit einem Buch Josef Martin Knüsel wieder in Erinnerung zu rufen? Denn dieser war der Erste und regierte im Berner Bundeshaus von 1855 bis 1875. Der Historiker Alois Steiner übernahm die Aufgabe das Leben des Luzerner Magistraten nachzuzeichnen. So entstand das Buch Josef Martin Knüsel – Der vergessene Luzerner Bundesrat, reich bebildert und mit vielen Hintergrundinformationen ergänzt.
Patrik Beffa hat dem Buch so viele Fakten zu Knüsels Lebenszeit von 1813–1889 hinzugefügt, dass ein praktisches Dossier für den Geschichtsunterricht entstanden ist. Davon profitieren die Geschichtslehrerinnen und -lehrer aller Gymnasien im Kanton Luzern. Sie erhielten eines der Bücher als Geschenk. Hoffen wir, dass diese Gabe dazu beiträgt, Bundesrat Josef Martin Knüsel wieder in Erinnerung zu rufen. Aber noch mehr kann das Buch eine Chance sein, die Geschichte des jungen Bundesstaates und des Kantons Luzern besser kennenzulernen.
Zur Buchvernissage trafen sich am 18. März 2015 zahlreiche Mitglieder der GGL und Gäste im Historischen Museum. Dabei erfuhren die Anwesenden unter anderem, dass Knüsel in seinen 20 Jahren als Bundesrat fünf verschiedenen Departementen vorstand und zweimal zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Was gerade in der heutigen Zeit interessiert, ist die Feststellung von Autor Alois Steiner, dass Josef Martin Knüsel als Wegbereiter der Gotthardbahn bezeichnet werden kann. Damals favorisierten viele eine Linienführung im Osten, via Splügen oder Lukmanier. In einer Stellungnahme zur Nord-Süd-Verbindung an den Bundesrat strich Knüsel aber die Vorteile einer Linie Basel–Gotthard–Mailand hervor. Bahnpionier Alfred Escher, so ist Autor Alois Steiner überzeugt, muss vom Schreiben Knüsels gewusst haben. Er wechselte ins Lager der Gotthard-Befürworter. 1882 wird die Gotthardlinie eröffnet.
Knüsel stand 1876 der GGL vor, deren Gründung als ‹Hülfsgesellschaft› 1812, ein Jahr vor Knüsels Geburt, erfolgte. 2012 feierten die Gemeinnützigen das 200-jährige Bestehen und blickten damit auch auf die Geschichte ihrer Gesellschaft im ereignisreichen 19. Jahrhundert zurück.
Tauchgang in die Zeitgeschichte
Es überrascht nicht, dass Franz Kurzmeyer zum 200. Geburtstag anregte, der Stadt Luzern und ihrer Bevölkerung ihre Geschichte zu schenken. So entstand die Kleine Geschichte der Stadt Luzern, geschrieben von der Historikerin Beatrice Schumacher. Sie schuf ein Werk, das bisher vermisst wurde: die Geschichte der Stadt, kurzweilig, informativ und reich bebildert, ein Buch, welches die abwechslungsreiche Historie Luzerns in sechs Kapiteln erzählt. «‹Die Kleine Geschichte›», so Beatrice Schumacher in ihrem Vorwort, «holt ihre Leserinnen und Leser im Hier und Heute ab, am Bahnhof oder am Kasernenplatz, am Schweizerhofquai oder auf der Allmend. Sie lädt ein zum Tauchgang in die Zeitgeschichte …»
Beatrice Schumacher stellte am 24. November 2015 ihr Werk in der Zentral- und Hochschulbibliothek der Öffentlichkeit vor. Der Lesesaal war proppenvoll, die Anerkennung für das Buch gross. Erfreulich zeigt sich auch der Verkauf, die ‹Kleine Geschichte› erscheint bereits in zweiter Auflage. In seinem Vorwort schreibt GGL-Präsident Urs W. Studer: «Das Wohltuende an diesem mit vielen Bildern illustrierten Geschichtsband ist, dass nicht in erster Linie Politiker im Zentrum der Betrachtung stehen, sondern die schicksalshafte und wechselvolle Entwicklung der Luzerner Stadtgemeinschaft im Verlaufe der vergangenen rund 700 Jahre beschrieben wird.»[2]
Geschäftsjahr 2015
Vorstand, Ausschuss, und Geschäftsstelle behandelten 281 Fälle, die uns als Gesuche unterbreitet wurden. 226 durften wir positiv beantworten und den gesuchstellenden Privatpersonen sowie Projekten und Institutionen mit unseren Mitteln helfen. 55 Fälle mussten wir leider ablehnen. 2015 zählte die GGL 381 Mitglieder (inkl. Neumitglieder). Im vergangenen Vereinsjahr sind verstorben: Karl Stadlin, Ruth Amrein und Walter Hohler. Drei Mitglieder verliessen die Gesellschaft altershalber.[3]