Die Luzernische Abteilung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG)
Als im Jahr 1823 die Hülfsgesellschaft (HG) endgültig aufgelöst wurde, bestand der Luzerner Ortsverein der SGG noch aus 8 Mitgliedern. Von diesen Mitgliedern wohnte eines im Kloster St. Urban, ein anderes trat 1824 aus. Es war daher ein Glücksfall, dass Staatsrat Eduard Pfyffer sich der SGG anschloss. Dank ihm erhielt der kleine Ortsverein einen energischen Wortführer, der aus ihm einen der aktivsten Kantonalvereinigungen der SGG machte.[2]
Eduard Pfyffer von Altishofen
Eduard Pfyffer von Altishofen war der Sohn des päpstlichen Gardehauptmanns Franz Ludwig Pfyffer von Altishofen und der Aloisia von Reding. Er wurde 1782 in Rom geboren. Im Jahr 1798 kehrte die Familie nach Luzern zurück. Im gleichen Jahr wurde Eduard Pfyffer mit jungen 17 Jahren Kriegskommissär des Distrikts Luzern. Von 1803 bis 1810 arbeitete er im Geschäftsbüro der Begrüder Gloggner. 1810 eröffnete er ein eigenes Anwaltsbüro. Er bekleidete verschiedene Ämter wie das des Schultheiss des Kantons Luzern. Pfyffer war redegewandt und hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er sprach fliessend deutsch, französisch und italienisch. Am Aufstand 1814 der Luzerner Aristokraten gegen die progressive Mediationsregierung beteiligte er sich nicht. Trotzdem wurde er nach dem Sturz der Regierung von der Stadtbürgerschaft in die neue Regierung entsandt. Es war seinem unerschrockenen Verhalten zu verdanken, dass die neue patrizische Regierung wegen des vom Lande her drohenden Anmarsches der Mediationsanhänger nicht aufgab. Man hat ihm diese Partei- und Stellungnahme lange als Verrat an der liberalen Sache nachgetragen. «Im Kleinen Rat wirkte er für Mäßigung und Gerechtigkeit. Mit der Zeit wuchs sein Vertrauen zur Demokratie. Er wurde zum Palladium der Anhänger eines neuzeitlichen Liberalismus, zeigte aber nichts von der Verbissenheit und dem Draufgängertum seines Bruders Kasimir.»[3]
«Was bewog den vielbeschäftigten Staatsmann zum Anschluß an die SGG? Er äußerte sich darüber nie direkt; aus verschiedenen Briefstellen geht jedoch hervor, daß er in der SGG den Kreis von Männern zu finden hoffte, mit dem er seine erziehungs- und armenpolitischen Ideen besprechen konnte. Zudem hatte sich um 1822 das politische Klima im Kanton Luzern, nach einigen Aufhellungen, wieder verschlechtert. Die liberale Richtung in der Regierung, besonders durch Schultheiß Amrhyn, Eduard Pfyffer, Josef Krauer verkörpert, erlitt 1821 ihre erste Niederlage. Pfyffer hatte im Jahre 1819 das Lyzeum umgestaltet und, neben andern neuen Lehrern, auch den bekannten Artz, Philosophen und radikalen Politiker Dr. Paul Ignaz Vital Troxler zum Lehrer der Geschichte und der Philosophie berufen. Das Landschulwesen erfuhr nachhaltige Förderung. … Aber ab 1821 erfolgte der Rückschlag. Troxler wurde von der Regierung entlassen, Pfyffer wurde als Erziehungsrat nicht mehr bestätigt, und gleichzeitig erfolgten von geistlicher Seite her heftige Angriffe…Die Entlassung Troxlers gab einer Anzahl liberal gesinnter Männer den Anlaß zur Gründung eines politischen Vereins, der sogenannten Mittwochgesellschaft, der sich bald alle führenden Liberalen anschlossen. In der Mittwochgesellschaft fand Eduard Pfyffer gleichgesinnte Freunde. Viele von ihnen traten in der Folge der SGG und ihrer luzernischen Abteilung bei; dies wurde der Kreis, in dem er seine schul- und armenpolitischen Ideen besprechen konnte. Zwischen 1824 und 1840 gehörten fast alle in Luzern wohnhaften Mitglieder der SGG auch der Mittwochgesellschaft an, ebenso der Landwirtschaftlichen Gesellschaft mit ebenfalls liberaler Tendenz. Sämtliche Präsidenten der Landwirtschaftlichen Gesellschaft zwischen 1823 und 1836 waren Mitglieder der Luzerner Abteilung der SGG.»[4]