Neugründung der Hülfsgesellschaft (HG) im Jahr ohne Sommer
Der Ausbruch des Tambora-Vulkans in Niederländisch Indien (dem heutigen Indonesien) 1815 war der grösste Ausbruch eines Vulkans auf der Welt seit Menschengedenken. Er forderte unmittelbar mehr als 70’000 Menschenleben und bewirkte eine temporäre globale Klimaveränderungen, die aufgrund der Auswirkungen auf das nordamerikanische und europäische Wetter dem Jahr 1816 die Bezeichnung Jahr ohne Sommer einbrachte.[1] «Anhaltende Kälte und Schneefälle liessen den Sommer 1816 zu einem der kältesten der letzten 500 Jahre werden und zogen in Mittel- und Westeuropa grosse Ernteausfälle und eine riesige Teuerungswelle nach sich. Nahrungsmittel wurden für die Mehrheit der Bevölkerung zu einem unerschwinglichen Gut; Mangelernährung, Krankheiten und Bevölkerungsverluste waren die Folge.»[2] Die Not im Kanton Luzern war gross. Um die Not zu lindern, erfolgte am 10. Juni 1816 die Neugründung der HG unter dem Präsidium von Schultheiss Franz Xaver Keller. «Als erste Hilfsmaßnahme beschloß die Gesellschaft die Errichtung einer Suppenanstalt, wo gegen bescheidenes Entgelt die sogenannte ökonomische oder Rumfordische Suppe abgegeben werden sollte». Die Stadt Luzern stellte dafür das Gärtnergebäude beim Kollegium zur Verfügung und unterstützte die Aktion durch die Abgabe von Brennholz. Die Suppenausteilung begann am 28. Juli 1816, täglich jeweils ab 11 Uhr in Portionen von 40 Lot (was ungefähr 6 Dezilitern entspach). [3]
Plötzlicher Tod von Franz Xaver Keller
«Der plötzliche [und mysteriöse] Tod des Schultheißen Keller, des großen Förderers aller gemeinnützigen Bestrebungen, war für die noch gar nicht festgefügte HG ein schwerer Schlag. Aber die Not der Zeit gebot … die Weiterführung des begonnenen Werkes. Der frühere helvetische Justizminister und Freund Kellers, Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848), Staatsseckelmeister, übernahm das Präsidium der HG…»[4]
Alte Gemeinnützige Gesellschaft inaktiv
«Im Mai 1816 gelangte die Gemeinnützige Gesellschaft an den Verwaltungsrat der Stadt Luzern mit dem Ersuchen, ihr für das geplante Kunst- und Naturalienkabinett ein geeignetes Lokal zu überlassen. Die Behörde lehnte das Gesuch ab. Nach diesem Misslungenen Vorstoß … hören wir von der Gemeinnützigen Gesellschaft nichts mehr. Interessanterweise erwähnt Kasimir Pfyffer die von ihm mitbegründete Gemeinnützige Gesellschaft in seinen Lebenserinnerungen mit keinem Wort. Nur zwei ihrer Mitglieder, Segesser und Kasimir Pfyffer, finden wir später in den Reihen der SGG [Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft].»[5]