Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie
Das Berichtsjahr 2020 steht unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Mitte März kam es zum ersten Lockdown. Theater, Konzerthäuser, Kinos, Galerien, Museen mussten schliessen. Künstlerinnen und Künstler verloren unverschuldet Auftrittsmöglichkeiten und kämpfen seither um ihre Existenz. Es ist zu hoffen, dass die solidarische Gesellschaft Schweiz die Politik dazu bewegt, die Kultur in all ihren Facetten zu stützen. Denn ohne Kultur, wird’s still, und diese Stille ist eine Bedrohung unserer Lebensqualität. Die GGL unterstützt mit ihren Möglichkeiten Kulturschaffende und kulturelle Organisationen in verschiedenste Sparten und trägt damit zur Lebensqualität in unserer urbanen Gesellschaft bei.
Im Geschäftsberichts porträtieren wir exemplarisch jeweils zwei Organisationen, welche im Berichtsjahr von der Gemeinnützigen Gesellschaft unterstützt wurden. Es sind dies im Geschäftsjahr 2020 der Verein Kirchliche Gassenarbeit und der Verein LISA. Beide Institutionen nehmen sich der Menschen auf der Gasse, auf der Strasse an: den Randständigen und den Sexarbeiterinnen auf dem Strassenstrich.
GasseZiitig – Das Sprachrohr der Randständigen für die Anständigen
Die GasseZiitig ist die Zeitung von den Randständigen für die Anständigen, ist auf der Website der Gassenarbeit zu lesen. Diese Randständigen steuern den Grossteil des redaktionellen Inhalts bei und vertreiben die Zeitung auf Strassen, Gassen und Plätzen der Stadt. Vom Verkaufspreis von 2 Franken geht die Hälfte an die Verkäuferinnen und Verkäufer. Die Zeitung wurde schon prämiert. 2019 landete sie beim Swiss Print Award auf dem dritten Platz in der Kategorie Publikationen.
Zum 20jährigen Bestehen der Zeitung im Jahr 2018 schrieb Roger Lütolf, heute zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Kirchlichen Gassenarbeit: «Die Geburt der GasseZiitig ist eng mit der Situation der offenen Drogenszene in den 80er- und 90er-Jahren verknüpft. Die allererste Ausgabe entstand im März 1995, also zu der Zeit, als die Mass- nahmen der neuen gesamtschweizerischen Drogenpolitik zu wirken begannen». Die GasseZiitig biete eine gefragte Beschäftigungsmöglichkeit, vom Schreiben über das Abpacken bis zum Verkauf auf der Strasse.
Die Zeitung bringt aber auch die Menschen auf der Gasse mit der Leserschaft zusammen und schafft Kontakte und Verständigung. Sie hilft mit ein Ziel anzugehen, das auf der Website der Kirchlichen Gassenarbeit steht: Damit die Menschen von der Gasse nicht auf der Strasse stehen.
Hotspot · Der LISA Container
Am Franziskanerplatz 1, im Haus des Luzerner Pfarramtes St. Maria, befindet sich die Geschäftsstelle von LISA, dem Luzerner Verein für die Interessen der Sexarbeitenden.
Sexarbeiter*innen arbeiten für einen Lohn und verdienen damit Geld für sich und ihre Kinder. Auch sie bezahlen Steuern und Krankenkasse. Damit haben sie Anrecht auf gute und sichere Arbeitsbedingungen. Dafür setzt sich LISA, Luzerner Verein für die Interessen der Sexarbeitenden, ein. So steht es auf der Website des Vereins.
Birgitte Snefstrup, gebürtige Dänin, führt die Geschäftsstelle und ist die Frau für alle Fälle bei LISA. Ihre reiche Erfahrung sammelte sie seit 2005 bei der Aids-Hilfe Luzern, unter anderem mit ihrer Betreuungs- und Präventionsarbeit in allen Betrieben des Sexgewerbes in der ganzen Zentralschweiz.
Nachdem der Strassenstrich aus dem neuen Wohnquartier Tribschen weggewiesen wurde, beauftragte das Parlament den Stadtrat, eine neue Lösung für Sexarbeit auf der Strasse zu suchen. Die Stadt wandte sich 2012 an Birgitte Snefstrup. Sie verfasste ein Konzept für die Betreuung des Starssenstrichs an einen Ort am Rande der Stadt. Seit 2013 steht an der Ibachstrasse der Container ‹hotspot›.
GGL-Geschäftsjahr 2020
Vor dem Hintergrund der pandemischen Situation im Berichtsjahr könnte man die Vermutung haben, dass die Zahl der Gesuche ‹corona-bedingt› auch in der GGL stark angewachsen ist. Das ist allerdings nicht der Fall! – Der Grund hierfür dürfte einesteils in den staatlichen Hilfsgeldern für die in Not Geratenen liegen; anderenteils sammelte die Glückskette 2020 nicht weniger als 43.5 Millionen Franken für Corona-Hilfe Schweiz. Möglicherweise wird die Zahl der Hilfsgesuche bei uns im 2. und 3. Quartal des Jahres 2021 steigen, wenn sich die Geschäftsschliessungen häufen und eine grössere Zahl von Menschen auf der Suche nach einem existen- zerhaltenden Erwerbseinkommen ist.
Ausschuss und Geschäftsstelle behandelten 2020 insgesamt 369 Gesuche. 290 davon konnten positiv beantwortet werden, 79 Gesuche mussten abgelehnt werden. Mehr dazu unter Unterstützungen 2020.
2020 sind leider zwei Mitglieder verstorben. Zwei Mitglieder gaben ihren Austritt. Wir bedauern dies sehr. Der Vorstand der GGL hat im Jahr 2020 zwei Personen als Mitglieder der GGL aufgenommen. Per 31.12.2020 zählte die GGL 378 Mitglieder.
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