Nora Meyer-Steineg
Die Augenärztin Nora Meyer-Steineg, die im September 1985 verstarb, vermachte der Gemeinnützigen Gesellschaft der Stadt Luzern (GGL) «zum Dank an alt Regierungsrat Werner Kurzmeyer für seine selbstlose Hilfe in meinen schweren Zeiten» rund 70’000 Franken. Ehrenpräsident Werner Kurzmeyer orientierte an der Vorstandssitzung vom 4. Dezember 1985 über Herkunft und Person der Erblasserin sowie über die Umstände, die Frau Meyer-Steineg zur Erbeinsetzung veranlasst hatten:[1]
«Dr. med. Nora Meyer-Steineg, Augenärztin FMH, war die Tochter eines Tübinger Professors für Augenheilkunde. Ihr Vater galt als bedeutender Wissenschafter und war Verfasser der Geschichte der Chirurgie in Deutschland. Er hatte berufliche Beziehungen mit Augenärzten in der Schweiz, so auch mit dem damaligen Chefarzt der Augenklinik am Kantonsspital Luzern, Prof. Dr. Hegner. Die Mutter war ebenfalls akademisch orientiert, sie war Jüdin und wurde vom Schwerstverbrecher Hitler in Auschwitz ermordet. Das furchtbare Ereignis hat ihre Tochter (sie hatte noch Geschwister in Westberlin) stets begleitet, wenn man das so sagen darf. Nora Meyer-Steineg (der Name klingt als Doppelname, ist aber eine Einheit) kam unmittelbar vor dem Krieg mit deutschem Arztpatent und akademischem Ausweis als Augenärztin nach Luzern, wo sie bei Prof. Hegner als Assistentin an unserer Augenklinik sehr anerkannte Betätigung fand. Anlässlich eines Inspektionsbesuches während der Mobilmachung durch den Oberfeldarzt fand der Inspizient sehr anerkennende Worte für das fachlich-chirurgische Können von Dr. Nora Meyer-Steineg. Es traten nun aber sehr persönliche Verhältnisse ein, die Nora Meyer-Steineg veranlassten, bei Prof. Hegner wegzugehen …
Durch eine gemeinsame Bekannte wandte sich Nora Meyer-Steineg an mich. Sie war auch mit meinem Arzt, Dr. med. Hans Meier-Schefer, befreundet. Ich leitete die Einbürgerung ein und nahm Kontakt auf mit der medizinischen Fakultät der Universität Zürich für das Schweiz. Staatsexamen, das Nora Meyer-Steineg in der Folge glänzend bestand. Ich half ihr zur selbständigen, sehr gut frequentierten Praxis an der Morgartenstrasse in Luzern, wo Nora Meyer-Steineg jahrelang tätig war, bis sie aus gesundheitlichen Gründen ihre Praxis aufgeben musste. Ihre letzten Jahre verbrachte die Kränkliche zurückgezogen im ‹Heim im Bergli›. … Ich habe mit Frau Dr. Nora Meyer-Steineg bis an ihr Ende immer gute Beziehungen gepflogen. Sie war ein gütiger Mensch.»[2]