Schutz vor Verfolgung
1933 kamen die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht. Von den Nazis Verfolgte, oft Menschen jüdischen Glaubens, fanden auch in Luzern eine neue Heimat. Einigen von ihnen verdankt die Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern grosszügige Spenden und Stiftungen. Vermögende jüdische Emigrantinnen und Emigranten waren auch Kunden im Auktionshaus Fischer an der Haldenstrasse. Das damals grösste Auktionshaus der Schweiz handelte nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Möbeln, Münzen und Antiquitäten aller Art. Das war attraktiv für viele aus dem Dritten Reich Vertriebene, die nicht enteignet worden, aber zum Verkauf gezwungen waren, um ihren Unterhalt und die Weiterreise zu finanzieren, die sie oft in die USA führte.[1] Allerdings darf nicht in Vergessenheit, dass viele Verfolgte von der Schweiz abgewiesen wurden. «Etwas über 21’000 von ihnen fanden während des Kriegs Zuflucht in der Schweiz; rechnet man die Juden dazu, die sich vor 1939 als sog. Emigranten in der Schweiz aufhielten, waren es rund 28’000. Insgesamt wurden ab Sept. 1939 51’000 Zivilpersonen aufgenommen. Über die Zahl der abgewiesenen Zivilpersonen gehen die Meinungen auseinander. Carl Ludwig schätzte diese 1957 auf 10’000, wogegen Guido Koller 1996 von einer doppelt so hohen Zahl ausging. Die laufenden Forschungen über die Bewegungen an der Grenze zu Frankreich und Italien werden wahrscheinlich genauere Schätzungen ermöglichen. Wie viele Zivilpersonen sich abschrecken liessen und die Einreise gar nicht erst versuchten, wird im Dunkeln bleiben.»[2]
Keine Kriegsnot
Die Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern (GGL) war während des Zweiten Weltkriegs kaum gefordert. Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg waren die Schweiz und auch Luzern, als 1939 der Zweite Weltkrieg begann, gut gerüstet. Die Lehren aus der Katastrophenerfahrung des Ersten Weltkriegs waren gründlich gezogen worden. Kriegswirtschaftliche Massnahmen, von der Lebensmittelversorgung mit Rationierungssystem und Anbauschlacht bis zur Energieversorgung, waren vorausgeplant und konnten dank Notrecht auch gezielt umgesetzt werden. So blieb der Bevölkerung Not oder gar Hunger erspart. Mit einer ebenfalls auf Notrecht basierten Mietpreiskontrolle und Mieterschutzmassnahmen verhinderten die städtischen Behörden, dass die in Luzern besonders akute Wohnungsnot zu einer Überteuerung führte. Wie im Ersten Weltkrieg leerten sich die Hotels wieder und viele mussten schliessen. Andere dienten als Unterkunft für Flüchtlinge wie etwa das Hotel Tivoli oder als Lazarett wie das Hotel Metropol, während der schweizerische Geheimdienst das Hotel Schweizerhof zur Nachrichtensammelstelle umfunktionierte.[3]